Die Architektur der Maya Teil 2
In den meisten alten Hochkulturen unserer Erde spielen
Pyramiden eine große Rolle, als Grabmal, heiligen Ort auf deren Spitze
nie ein Mensch seinen Fuß setzt oder ersteigbare Heiligtümer, die
dem Himmel näher sind. Ziel jedes Pyramidebaues ist es, die Seiten der
Pyramiden steiler zu bauen, als der natürliche Schüttwinkel ist, so
daß sie nicht als ein Hügel erscheint. Auch die Maya bauten Pyramiden,
oder besser gesagt Pyramidenstümpfe auf deren Gipfelplateau Hochtempel
standen.
Sie haben meist einen rechteckigen Grundriß, manchmal aber auch komplexere
Formen wie z.B.: Ovale. Sie besitzen Treppen an den Außenseiten über
die die Hochtempel zu erreichen sind und (besonders die älteren) haben
steile, fast senkrechte, Außenseiten.
Damit die Pyramiden trotz des Druck, des angehäuften Materials, standhalten,
bauten die Maya eine Außenmauer aus Stein - verbunden mit Mörtel
- und füllten die Innenräume mit einem Stein-Mörtel-Gemisch aus.
Es wurde nicht in einer Linie durchgebaut, man arbeiteten Schicht für Schicht,
wobei jede Schicht ein Stück zur Pyramidenmitte hin zurücksprang,
so entsteht eine Stufenpyramide. Diese Konstruktion bietet die erforderliche
Statik, um dem gewaltigen Druck des Materials zu trotzen.
Ein besonderes Element der Pyramiden ist die Treppe oder die Treppen an den
Außenseiten. Sie führen in den unterschiedlichsten architektonischen
Spielarten zum Hochtempel. Mal ist es eine einzelne an der Vorderseite, mal
führen sie paarweise auf den gegenüberliegenden Seiten nach oben,
und manchmal findet man sogar zwei Seitentreppen und eine mittlere auf der Vorderseite.
Aber stets liegen sie auf der Mitte der Fläche. Auch bei der Neigung der
Treppe gegenüber der Neigung der Stufenpyramide finden sich die unterschiedlichsten
Formen. So kann die Neigung der Treppe dem Rücksprung der einzelnen Stufen
entsprechen und entlang der Vorderkanten der Stufen verlaufen, oder sie ist
in mehrere Treppen mit Zwischenpodesten eingeteilt. Eventuell nähert sie
sich mit einer geringeren Neigung langsam an die Pyramide an und trifft auf
der obersten Plattform mit ihr zusammen.
Die Pyramidenbauteile waren oft mit Schmuckelementen verziert. So sind auf den
älteren oft riesige Venusmasken zu finden, die das ganze Bauwerk bedecken.
Später wurden oft die Bänder, die die Seitenbegrenzung der Treppen
bilden verziert oder gar die Treppen selber. Wir finden in Copán die
längste Inschrift aus der Mayazeit z.B. auf der Vorderseite der Stufen
von Tempel II.
Abb. 1: Pramide mit Hochtempel
und Cresteria (Tempel I aus Tikal)
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Cresteria
Sehr markantes Merkmal der Architektur sind auch die Dachaufbauten
oberhalb der eigentlichen Gewölbezone. Sie haben keinen konstruktiven Sinn
und sind nur reine Verzierung. Sie werden Cresterias, das spanische Wort für
"Hahnenkamm", genannt. Im Petén sind sie ein Mauerwerk mit
steilen Schrägen, das aus Gründen der Gewichtsverminderung, im Inneren,
aus mehreren übereinandergeliegenden Gewölberäumen besteht. In
Tikal im Zentralpetén erreichen sie ihre maximale Höhen bis zu 16
m und damit sind sie manchmal höher als der eigentlichen Hochtempel. In
Palenque sind diese Cresterias durch feine Muster durchbrochen. Oft sind sie
auch nicht geschlossen, sondern bestehen zur weiteren Gewichtsersparnis aus
2 parallelen Mauern.
In der Puuc Region sind es Mauern aus kunstvoll durchbrochenen Steinmosaiken.
Dort gibt auch Scheinstockwerke als Dachaufbau. Dies sind Maueren, die nicht
in der Firstmitte, sondern vertikal an der Gebäudevorderkante aufragen
und so ein weitere Etage vortäuschen.
Eine typische Baueinheit, bei der Räume mit dem Kraggewölbe
überbrückt werden, sind die Paläste. Die Grundeinheit bildet
ein extrem schmaler Raum mit rechteckigen Grundriß, der mit einem Gewölbe
überdeckt ist. Bei den Palästen werden mehrere dieser Grundeinheiten
miteinander verbunden und zu einer großen Einheit gruppiert. Heute werden
2 mögliche Raumkombinationen unterschieden: die Gang- und die Kammerpaläste.
Bei den Kammerplalästen sind einzelne Räume nebeneinander gesetzt,
ohne miteinander in Verbindung zustehen. Die einzigen Öffnungen sind Türen
nach vorne zur Fassade hin. Evt. sind durch eine Türe in der Rückwand
eines Raumes weitere Zimmer (ohne direkten Zugang nach außen) zu erreichen.
Die Gangpaläste haben lang gezogene Einzelräume und sind untereinander
verbunden, außerdem gibt es zahlreiche Türöffnungen zur Außenwelt.
Sie bilden eine Art von überdachter Säulengallerie.
Diese Paläste sind meist um offene Innenhöfe gruppiert. Obwohl der
Bau von mehreren Stockwerken durch das hohe Gewicht der Gebäudekonstruktion
kritisch war, gab es auch Bauten mit 2 oder mehreren Stockwerken. Den statischen
Problemen wirkten die Maya entgegen, indem sie die Wände möglichst
übereinander bauten. Eine andere Variante für einen Palast mit meheren
Stockwerken war eine Hangkonstruktion. Die höheren Stockwerke sprangen
immer ein Stück zurück und waren so auf einem massiven Kern gebaut,
es entstand eine Hügelpalast.
Auch die Paläste waren reich verziert und verschönert und das nicht
nur an den Außenfassaden sondern auch im Innern. Wie zum Beispiel die
farbigen Fresken in Bonampak zeigen, die heute noch erhalten sind. Eine weitere
Verzierung waren hölzerne oder steinerne Türstürze oder Wandreliefs.
Abb.2: Beispiele für Grundrisse von Kammerpalästen |
Ein weiteres Element ihrer Architektur sind die Ballspielplätze.
Fast alle größeren Mayazentren haben einen oder manchmal sogar mehrere.
Die ältesten Plätze sind aus der Umgegebung des Grijalva-Flusses in
Chiapas bekannt und stammen aus der Zeit von 900 - 500 v.Chr. . Das Ballspiel
an sich ist in ganz Mesomarika verbreitet, allerdings variieren sowohl die Regeln
wie die Ballspielplätze regional und zeitlich.
Laut Ted J.J. Leyenaar und Geras W. van Bussel unterscheiden sich 3 Haupttypen
in chronologischer Reihenfolge:
1. "...Ballspielplätze mit offenen Schmalseiten (ohne Mauern), ohne
erweiterte Enden oder auch mit erweiterten Enden in Form einer römischen
Eins, aber mit abgeschrägten Mauern oder Böschungen, die aus den die
Spielstraße säumenden Bänken hervortraten.
2. Der Typ Palangana, d.h. rechteckig und von einer Mauer umgeben.
3. Umschlossene Ballspielplätze, d.h. umgeben von Mauern und in der Form
einer römischen Eins..."
Die Länge der Plätze liegt im Durchschnitt bei 20 - 30 m, erreicht
aber auch wie in Chichén Itzá maximale Längen von bis zu
150 m. Die für die Nordzone typischen in den Wänden der Ballspielplätze
eingelassenen Ringe fehlen in der klassischen Zeit im Tiefland völlig.
Hier dienten wahrscheinlich die im Boden eingelassenen Makiersteine oder seitlich
in der Wand eingefügten Zapfen in Form von Menschen- und Tierköpfen
zur Punktezählung.
Abb.3: Ballspielplatz von Uxmal |
Abb.: 4 Detaildarstellung des Zählringes auf dem Ballspielplatz von Uxmal |
Eine architektonische Sonderform sind hochragende Türme. Im Palast von Palenque finden wir einen 3 stöckigen, rechteckigen Turm. Die einzelnen Stockwerke sind durch eine enge Treppe im massiven Kern des Turms zu erreichen und haben große rechteckige Fensteröffnungen an allen 4 Seiten. Dieser Turm wird wohl, ebenso wie der Caracol von Chichén Itzá, astronomischen Beobachtungen gedient haben. Der als Caracol bekannte Turm ist der einzige im Mayaland bekannte Rundbau. Er besteht aus zwei ringförmig, konzentrisch um einen massiven Kern angelegten Gewölben.
Abb.5: Der Caracol von Chichén
Itzá: Foto von Außen
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Zeichnung des Querschnitts
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Ein weiteres Bauelement, das im ganzen Maya-Gebiet vorkommt, sind die "Chultún"
genannten unterirdischen Zisternen und Vorratsbehälter. Große offenen
Staubecken waren eine andere Variante der Vorratshaltung. In sie wurde das von
den Monumentalbauten ablaufende Regenwasser eingeleitet. Trotz der meist sehr
hohen Bevölkerungsdichte erlaubten diese - durch ihre riesigen Ausmaßen
- die Versorgung der ganzen Bevölkerung mit Wasser während der Trockenzeit.
Obwohl sie weder über Wagen noch Tragtiere wie Esel und Pferde verfügten,
bauten die Maya Straßen. Diese breiten, planierten "Sacbe" (=
weißer Weg) genannten Alleen verbanden entweder ortsintern die von einander
entfernten Plätze (im Petén) oder wie im nördlichen Yucatán
sichtbar, einzelne Städte miteinander. Diese Straßen bestanden aus
einer Aufschüttung von massiven Steinen und Füllmaterial. Meist waren
sie von niedrigen Brüstungsmauern begrenzt und mit Kalkstuck überzogen.
Die "Sacbe" führten eben und schnurgerade durch Sümpfe,
Niederungen und andere Geländeformen. Sie besaßen Breiten von 8 -
20 m und die längste von ihnen, zwischen Cobá und Yaxuná,
war 100 km lang.
Die Meinung, das die Maya ein friedliebendes Volk waren und sich nur mit wissenschaftlichen
Studien, Astronomie und Kalenderwesen beschäftigten, ist längst überholt.
So verwundert es nicht, das sowohl in der klassischen, wie in der nachklassischen
Zeit, Stadtbefestigungen und Verteidigungssysteme nachzuweisen sind. Die Forscher
fanden z.B. einen künstlich angelegten Erdwall mit Graben an der Pheripherie
von Tikal in Richtung ihres Nachbarstaates Uaxactún. Er ist 4,6 km vom
Stadtkern Tikal's entfernt und 10 km lang. An Hand der Inschriften läßt
sich der Grund für diesen Bau - die Kriegshandlungen beider Staaten - nachweisen.
Auch die Stadt Becán in der Rio Bec-Region war mit einem 9 m tiefen Wassergraben
umgeben und nur über hölzerne Brücken erreichbar. Es lassen sich
noch weitere derartigen Bauten nennen und es werden sicher in Zukunft noch neue
Verteidigungsanlagen gefunden werden. Aber nicht nur in der Klassik ist so etwas
bekannt, so besitzen die nachklassischen Städte Mayapan und Tulum in Yucatán
eine alles umschließende Stadtmauer mit Zugangstoren. Eine andere Siedlungsform,
die zum Schutz oder zur Verteidigung diente, wurde von Bevölkerungsteilen
genutzt, die in der postklassischen Zeit aus Yucatán zurück in das
Mayatiefland des Petén zogen und dort neue Städte gründeten.
Das Rückzugsgebiet der "Itzá" war die Stadt Tayasal im
Petén Itzá See. Obwohl diese Insellage gut zu verteidigen war,
wurde die Stadt Tayasal 1697 als letzte freie Maya-Stadt von den Spaniern erobert
und zerstört. Die etwa 50 km nördlich im See von Yaxha liegende Stadt
Topoxté [2] wurde nicht von ihnen entdeckt und entging so der Zerstörung.
Sie wurde erst 1904 durch Teobert Maler wiedergefunden.
Quellen:
Leyenaar, Ted J. J.; Bussel, Gerad W. van
1992 Das Ballspiel der Maya, in: Die Welt der Maya, Kunst aus drei Jahrtausenden,
S. 177-196
Stierlin, Henri
1966 Architektur der Welt, Die Maya
Sterlin, Henri
1981 Die Kunst der Maya,
Wurster, Wolfgang W.
1992 Die Architektur der Maya, in: Die Welt der Maya, Kunst aus drei Jahrtausenden,
S. -
Abbildungsverzeichnis:
Abb.1: Pyramide mit Hochtempel und Cresteria (Tempel I aus Tikal) / Foto / Internet
Abb.2: Beispiele für Grundrisse von Kammerpalästen / Zeichnung / Stierlin,
Henri, Architektur der Welt, Die Maya,1966, S.
Abb.3: Ballspielplatz von Uxmal / Foto / Internet
Abb.4: Der Caracol von Cichén Itzá / Foto / Lisso, Trude; Der
Caracol von Cichén Itzá / Zeichnung / Stierlin, Henri, Architektur
der Welt, Die Maya,1966, S.